Die Geschichte des U4

Das leere U4 in den 80er Jahren

Am 8. Mai 1980 öffnete das U4 in einem ehemaligen unterirdischen “Stadt-Heurigen” in Wien Meidling seine Pforten. Benannt nach der Ubahn, da der Platz eigentlich als U Bahn Station geplant war, die schließlich aber aus statischen Gründen wenige Meter daneben gebaut wurde.

Das U4 etablierte sich in Wiens Nachtleben vom Start weg als ein (sub)kultureller Fixpunkt, sozialer “melting pot” und kreativer Impulsgeber.
Dieser riesige Keller, der weder Disco, noch Club, noch “Etablissement” sein wollte, sog den Zeitgeist mehrer Generationen ein und tut es auch heute noch, mehr als 40 Jahre später.

 

Beim Bewegen bitte nicht Tanzen

 

Das U4 entwickelte sich rasch zum Wohnzimmer einer kreativen und innovativen Szene. Die jungen Leute mit den wilden Ideen und abenteuerlichen Frisuren waren bestimmten konservativen Politikern aber nicht ganz geheuer. So folgte rasch der Entzug der “Tanzkonzession” da man in dem Lokal eine Gefahr für die Jugend sah.

Das erwies sich jedoch als Glück im Unglück, denn dieses Verbot führte nicht nur zu legendären Konzerten um eine Alternative zu bieten, sondern auch zu dem berühmten Plakat auf der Tanzfläche: “Beim Bewegen bitte nicht tanzen”.

 

Einzigartig im Nachtleben von Wien

 

Was folgte war der Beginn des Mythos U4. In den Achtzigern Jahren bis weit in die Neunziger Jahre war das U4 einzigartig im Nachtleben von Wien und war der einzige Nachtclub Österreichs mit internationaler Bedeutung.

“Die Gruft”, oder “Der schwarze Uterus von Wien” wie das U4 genannt wurde war der Brutkasten einer energiegeladenen avantgardistischen Szene. In einem Keller mitten im 12. Gemeindebezirk von Wien konnte man sich fühlen wie in New Yorks East Village, in Londons Soho oder Berlins Kreuzberg.

In einer so schnelllebigen Szenelandschaft immer zeitlos zu bleiben war keine einfache Sache. Ob mit der U-Mode – der ersten Jungdesigner Messe mit Altmeister Adlmüller und Jungstar Helmut Lang und Elfirede Jelinek in der Jury – oder “Flamingo” dem ersten Clubbing in Österreich, lange bevor man Clubbings überhaupt so nannte.

Vom “Rosenball” als Alternative zum Opernball bis zur “Heaven Gay Night”, dem ersten und erfolgreichsten Schwulen-Clubbing. Das U4 erfand sich immer wieder neu – Ohne der Vergangenheit nachzuweinen, sondern sie gebührend zu feiern.

 

Weltstars, Exzesse, beginnende Karrieren

 

Egal ob bereits berühmt oder nicht, legendäre Musiker gaben sich wortwörtlich die Klinke in die Hand. Im U4 gab es eines der ersten Konzerte von Sade, noch bevor sie zum Inbild des Cool Jazz wurde. Kurt Cobain zerstörte seine Gitarre auf der Bühne und aß Pizza Backstage im U4 bevor er weltbekannt wurde, Johnny Depp spielte hier eines seiner wenigen Konzerte.
Prince gab ein legendäres Überraschungskonzert im U4 abseits seiner gebuchten Gigs in der Wiener Stadthalle.

Die Liste der Bands, Musiker und Gäste des U4 liest sich wie das Who is Who of Cool: David Bowie, The Cure – die bereits erwähnten Sade, Nirvana, Prince – die Toten Hosen, Henry Rollins, Courtney Love, Marilyn Manson, Defunkt, Sonic Youth, Cypress Hill, Rammstein, Nina Hagen, Grace Jones, Jovanotti – die Liste könnte ewig fortgesetzt werden.

Dazu kamen Stars der Wiener und Österreichischen Szene, wie Drahdiwaberl, Minisex, Blümchen Blau, Chuzpe, Tom Pettings Hertzattacken, Hansi Lang und natürlich – Falco. Der Unerreichte, der im U4 sein zuhause fand. Der Ort an dem er, auch als er schon weltbekannt war, eine Zigarette an der Bar rauchen konnte ohne gestört zu werden – “weil die Gäste zu cool dazu waren” wie sich Zeitzeugen erinnern.

Als Live Musik langsam aber sicher an Bedeutung verlor und DJs ihren Part in der Clubkultur übernahmen, folgten Altstars wie Roger Sanchez, David Morales oder David Guetta. Sie folgten auf Peter Kruder, Richard Dorfmeister, DJ DSL, Sugar B. und Makossa, die bereits Teil der frühen U4 Geschichte waren.

Eines hatten sie alle gemeinsam: Sie spiegelten immer den Grundsatz des U4 wieder: Ein Club für alle – ein Melting pot aller sozialer Schichten und Musikrichtungen.

 

Behördliche Schließung, Wiedereröffnung

 

Als das Nachtleben in Wien aufholte, und sich Wien immer selbstbewusster als Metropole fühlte, bröckelte der Glanz des U4. Betreiber wechselten, alte Konzepte funktionierten nicht mehr mit einer Jugendkultur die die Qual der Wahl an Nachtclubs in Wien hatte.

Im Jahr 2005 durfte das U4 aufgrund von Bedenken beim Brandschutz zuerst nur mit eingeschränkter Nutzung operieren, bis schlussendlich der Club ganz geschlossen wurde.
Das U4 und sein Spirit gerieten ein wenig in Vergessenheit, während an einem Plan zur Kompletterneuerung der Belüftungs- und Brandschutzanlagen gearbeitet wurde.

Im Februar 2006 fand sich jedoch eine Gruppe junger, motivierter Freunde die allesamt schon im U4 “aufgewachsen” waren zusammen und übernahm “die alte Dame”. In nur einem Monat und einer menge Kredite wurden alle Anlagen erneuert, komplett umgebaut, behördlich abgesegnet und neue hippe Veranstaltungen gesucht und gefunden.

Am 9. März 2006 wurde unter großem medialem Interesse das U4 in neuem Glanz wiedereröffnet und konnte mit seinen neuen Veranstaltungen Behave, Pleasure oder Soulsugar wieder seinen Platz als Wiener institution einnehmen.

Während einige Veranstaltungen nach ein paar Jahren wieder weiterzogen, kamen andere dazu, wie zum Beispiel der legendäre Rockclub “Addicted to Rock” an dem es – auch heute noch – kein Vorbeikommen gibt, sofern man Rockfan ist.

 

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